Hier wächst langsam die Seite: Einiges aus der Geschichte dieser berühmten Weinlage

Gegenüberstellung dreier Ansichten zwischen 1908 und 2014:
Einleitung
Beim Durchsuchen meines Archivs fiel mir eine unscheinbare Postkarte auf, die ich irgendwann einmal achtlos hinzugefügt hatte.
Die Unterschrift des Absenders war mir vorher nicht aufgefallen: Dr. Hugo Thanisch.
Die Karte ist am 15.3.1884 nach Metz geschickt worden - mit 5 Pfennig Inlandsporto, denn Metz in Lothringen, heute Hauptstadt des Départements Moselle und an der Mündung
des Flüsschens Seille in die Mosel gelegen, gehörte seit 1871 zum Deutschen Reich.
Die Karte ist gerichtet an den "Baumeister Moosbrugger in Metz, St. Glosinderstr.7", (frz.: rue Sainte Glossinde).
Der Text lautet:
"Werthester Herr Moosbrugger,
Schon wieder ein neues Verbandsmitglied!
Metz hat offenbar Glück mit seiner neuen Geschäftsleitung und ebenso zweifellos mit seiner Regatta. Das Programm ist so meisterhaft
abgefaßt, daß jeder einigermaßen günstig gelegene Verein ja eine patriotische Unterlassungssünde begehen würde,
wenn er nicht der Einladung folgte. -- Daß dieses Programm nicht mit den gut klingenden Unterschriften der Vorsitzenden u. Schriftführer
versehen, ist wohl nur ein Versehen -- keinenfalls aber eine Notwendigkeit.
Mit Ihnen bedauere ich den Verlust Rettigs (**), er wird jedoch nicht verabsäumen, Ihnen vor der Abreise die Wege nach Kräften zu ebnen.
Unser Votum bez. Düsseldorf folgt anbei.
Herz. Gruß, Dr. Hugo Thanisch.
(**) Hier handelt es sich wohl um Wilhelm Rettig, Architekt, Oberbaurat, Hans Dampf in allen Gassen, Besitzer einer Bootswerft in Berlin. Autor des Ruderbuches
"Das Geheimnis des englischen Schlages". Er verkaufte 1884 seine Bootswerft und arbeitete dann mit Paul Wallot am Reichstagsbau.
Über den Empfänger, Moosbrugger in Metz, konnte ich bisher nichts herausfinden. Er war eventuell Ruderer des 1861 gegründeten Metzer Rudervereins
"Société des régates messines". Dieser Verein hatte am 15. Juli 1883 in Bernkastel an der II. Verbands-Regatta der Mittelrheinischen Ruder-Verbandes teilgenommen.
Dort hat Dr. Hugo Thanisch ihn möglicherweise kennen gelernt.
Dr. Hugo Thanisch war zu dieser Zeit Vorsitzender des Bernkasteler Ruder-Vereins 1874 e.V. Er ruderte selbst: z.B. den neu angeschafften
Einer aus England bei der Ruderregatta des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes in Koblenz. 1874 war möglicherweise sein 2 Jahre älterer Bruder, Anton Thanisch (1851 - 1909), Gründer des Vereins.
Am 7. Dezember 1881 in Koblenz gehörte der Bernkasteler Ruder-Verein zu den Gründungsmitgliedern des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes.
Eventuell ist dies der auf der Postkarte genannte Verband. Es könnte allerdings auch der am 18. März 1883 in Köln im Gürzenich
gegründete Deutsche Ruderverband gemeint. Auch hier gehörte der Bernkasteler Verein zu den Gründungsmitgliedern.
Am 25. Juni 1884 fand in Metz eine Ruderregatta statt - es war die, welche in der obigen Karte erwähnt wurde.
Soviel zum Anlass dieser Seite.
Dr. Hugo Thanisch schrieb seine Dissertation "Über die Phenyltolylessigsäure" (54 Seiten, Univ.-Buchdr. Marburg) im Jahr 1877 an der Universität Marburg.
Im gleichen Jahr (Juni) wurde er als Dr. H. Thanisch vorgeschlagen als außerordentliches Mitglied der Deutschen Chemischen Gesellschaft, Berlin. Er wohnte zu der Zeit in der Friedrich-Str. 2
in Koblenz. Im August 1877 wurde außerordentliches Mitglied. Am 1. Dezember 1878 wurde er ordentliches Mitglied. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt schon wieder in Bernkastel.
Der "Berncasteler Doctor" vor 1800
Kurze Vorgeschichte bis zur Säkularisation:
Nach 2) und 4) lässt sich zusammenfassen: Bis ins 17. Jahrhundert war die Adelsfamilie Cratz von Scharffenstein Besitzer des Weinbergs. Laufner spricht in 4) von dem Bernkasteler
Kellner Georg Mörtzer. Der Trierer Kurfürst und Erzbischof Philipp Christoph v. Sötern habe sich die Weinberge von diesem
um 1630 herum "einverleibt". 1652 (nach v. Söterns Tod) erhielten die Erben des Trierers Dr. iur. Johann Linden, den v. Sötern widerrechtlich mehrere Jahre einsperren ließ,
die Nutznießung als Entschädigung für das erlittene Unrecht.
1854 erscheint eine Witwe von Doctor Jacob Mörtzer (vermutlich Sohn von Georg) als Eigentümerin, dem die Weinberge offenbar zurückgegeben worden waren.
Es scheint so, als habe der Kurfürst (1652-1676) Karl Kaspar v.d. Leyen die Weinberge in Bernkastel von der Witwe Mörtzer gekauft.
Laut 2) taucht der "Doctor", der vorher Weißenstein hieß, 1736 in den von der Leyen Akten auf mit 5262 Stöck.
Die ganze Entwicklung wird teilweise sehr unterschiedlich dargestellt. Der Name Doctor wird vermutliche auf einen der Besitzer mit akademischem Titel zurückzuführen sein.
Die Größe läuft von Anfangs 4-5000 Stöck hin zu 6000 Stöck um 1720 bei dem späteren Besitzer und Kurfürst v.d. Leyen-Neffen Carl Caspar v.d. Leyen aus Koblenz.
Um 1740-55 wurden die Felsen des Weißensteins gesprengt und abgetragen. Später ist dann von etwa 10099 Stöck die Rede, als der Weinberg nach der Verstaatlichung bei der französischen Besetzung
versteigert wurde. Bei der Bepflanzung damals von etwa 1 Stock pro 0,8 m² waren das dann etwa 8000-8100 m².
Die "Berncasteler Doctor" - Neuzeit ab 1804
Am 24. Juni 1803 kaufte Anton Cetto bei der Säkularisation durch die Franzosen das vormalige
St. Barbara Kapuzinerkloster (wohl für die Stadt Berncastel) für 5025 Francs, das vorher schon von ihm für 100 Francs
gepachtet worden war.
Zum gleichen Zeitpunkt kaufte er für 11000 Francs die ehemalige kurfürstliche Kellnerei, die bis dahin
von dem ehemaligen kurfürstlichen Kellner und Amtsverwalter Dr. Georg Jacob von Bridoul für 99 Francs
gepachtet worden war.
In 1804 reiste Anton Cetto nach Paris, um den Doktorberg für die Gemeinde zu ersteigern. Da offenbar das der Gemeinde zur Verfügung
stehende Geld nicht ausreichte, ersteigerte er ihn für sich selbst. Er hatte ihn ja auch schon einige Jahre gepachtet.
Am 22. Mai 1804 kaufte er noch für 295 Francs ein Kelterhaus des Trierer Kurfürsten in Kues. Quelle: 9)
Anton Cetto war der Sohn des Jacobus Cetto aus Undenheim bei Mainz, der am 8. Februar 1774 in Bernkastel die Anna Catharina
Ames geheiratet hatte. Er wurde getauft am 31. März 1775 und war ab 1802 "maire de la ville et président du canton
de Bernkastel", also Bürgermeister (und Nachfolger von Nikolaus Friderici) und Präsident des Kantons bis 1810 und dann
wieder 1818 bis zu seinem Tod 1823.
Am 7. Juli 1807 heiratete er Susanna Karicht, die 26 Jahre alte Tochter des Ackerers Matthias Karicht und seiner Frau
Maria Anna Catharina Schimpgen. Das Paar bekam mindestens 8 Kinder, von denen aber 6 mehr oder weniger früh starben.
Zwei Söhne wurden die Erben von Anton Cetto:
Nikolaus Carolus Cetto,
geboren am 18. Januar 1817, der am 23. August 1855 Anna Maria Griebler geheiratet hat.
Otto Franciscus Cetto,
geboren am 21. März 1818, der am 28. Oktober 1856 Angela Dillinger (* 1.6.1837) geheiratet hat.
Hier ist auch erstmals von der Heilung durch den Wein die Rede, wenn auch noch ohne Namen. Die ganze Story ist dann im Laufe der Zeit
tüchtig medienwirksam weiter "präzisiert" worden.
An dieser Stelle ist eine kleine Cäsur angebracht, um einen Blick auf das Thanisch Weingut zu werfen.
Aloys Schreiber schrieb 1823 in "The Traveller's Guide down the Rhine" (Samuel Leigh, London):
"The principal wine merchants are MM. Thanisch, Cetto and Jonas. ... Inns: The Golden Grape, Three Kings."
(Das Gasthaus hieß wohl "Zum Goldenen Adler" und war auch Poststation.)
Johann Jakob Thanisch (* 1737 † 1807), verheiratet mit Catharina Ames hatte drei Söhne und drei Töchter. Ein Sohn war Johann Anton Thanisch
(getauft am 3. April 1776, † 1844). Dieser Johann Anton Thanisch kaufte laut 2) im Jahr 1813 von den Erben des Kölner Handelsmannes Pleunissen
einen Weinberg, der neben dem Doctor Weinberg des Anton Cetto lag und den Pleunissen 1780 als "im sogenannten Doctor" liegend gekauft hatte.
In 1813 wurde dieser Weinberg "Doctor hinterm Graben" genannt. Seine Größe betrug etwa 3000 Stöck, später in 1910 ist von 3254 m² die Rede.
Also dürften auch hier einige m² dazu gekommen sein, denn 3000 Stöck werden wohl in 1813 nicht viel mehr als 2800 m² gewesen sein.
Dieser Johann Anton Thanisch hatte zwei Töchter und drei Söhne - einer davon war Johann Philip Thanisch, verheiratet mit Anna Clemens. Dieses Paar hatte
drei Söhne und eine Tochter. Einer davon war Hugo Thanisch, * 3.11.1853. (Johann Philip starb 1873.)
Dieser Hugo Thanisch war der Schreiber der oben gezeigten
Postkarte. Von ihm wird weiter unten dann wieder im Zusammenhang mit dem Doctor- Weinberg die Rede sein.
Anton Cetto starb am 27. Juli 1823, seine Frau Susanna geb. Karicht, am 18. Oktober 1856. Die 1839 erstellten Flurbücher wiesen sie Eigentümerin des "Doktor"-Weinberges aus
mit einer Größe von 8000 m². Quelle: 3)
Ein Jahr vor ihrem Tod teilten seine beiden Söhnen den
Doctor Weinberg unter sich auf. Es gibt Quellen, die von jeweils etwas über 4000 m² sprechen, was dem Eintrag von 1839 entspricht.
Laut Flurbuch bei der Erbteilung 1855 hatte Nikola 5982 m² und Otto Franz 4000 m².
Die Fläche des Doctor Weinbergs betrug also nun 9982 m² zu diesem Zeitpunkt. Quelle: 2)
Mit der Thanisch Fläche des "Doctor hinterm Graben" sind wir also nun bei 13236m²
- Otto Franciscus Cetto, mit Angela Dillinger verheiratet, starb am 30.9.1863 in Bernkastel und vererbte die
Nutznießung seiner
Frau Angela auf Lebenszeit und den Besitz seinem Bruder Nicolaus Carolus oder dessen Erben nach
dem Tod Angelas.
- Nicolaus Carolus Cetto, mit Anna Maria Griebler verheiratet, starb am 2.2.1866 in Müstert, dem Heimatort
seiner Mutter) und vererbte 1866
seinen ganzen Doctorweinberg, also auch den mit der Nutznießung belasteten Teil, nein,
nicht seiner Frau Anna Maria Griebler (†17.1.1867), sondern der
von ihm sehr geschätzten angeheirateten Schwägerin
Franziska
Griebler, geb. Fischer, die mit Damian Griebler, dem Bruder seiner Frau, seit dem 8.1.1857 verheiratet war.
Damian Griebler starb am 16.12.1867.
- Franziska Griebler starb am 2.12.1873 und somit kamen
Franziskas 3 Söhne Nicolaus, Josephus und Carolus Nicolaus Griebler in den Besitz des Doctorweinberges.
- Peter WIlhelm genannt Heinrich Kunz (* 28.3.1842 Simmern), Bürgermeister von Bernkastel von 1869 - 1901, heiratet am 9.6.1871 die Witwe von Otto Franciscus Cetto, Angela, die
das Nießbrauchsrecht hatte an Otto's Doctor.
Memo:
Nikolaus Griebler (* 11.9.1857 + 1.1.1896 in Wittlich), gründete eine Brauerei in Wittlich.
Carl Griebler (*12.12.1858 + ?), war in 1906 Gerbereibesitzer in Bernkastel und
Joseph (* 6.10.1860 + 3.4.1962 in Bernkastel) blieb unverheiratet..
Im gleichen Jahr 1884, in dem die Postkarte oben geschrieben wurde, hat Dr. Hugo Thanisch die bekannte "Thanisch's Villa" am
Kueser Moselufer erbaut.
Am 5.Juni 1882 ersteigerte Dr. Hugo Thanisch bei der Versteigerung der Weinberge der
Weinkellerei Gebr. Griebler zusätzlich zu seinem dort vorhandenen Weinberg 5982 m²
der Lage Bernkasteler Doctor für 17,24 Mark pro m² -
mit Aufgeld etwas mehr als 106.000 Mark.
Dies war ein stolzer Preis für einen Weinberg.
Dennoch: Nach heutiger Kaufkraft wären dies etw 570.000 € gewesen, also 95 € pro m². Zum Vergleich: Im Kaiserstuhl mag der m² heute etwa die Häfte
kosten, in Burgund das Dreifache.
Am 25.3.1889 kauft der Bernkasteler Bürgermeister Peter Wilhelm Kunz, genannt Heinrich, den Otto Franz Cetto Anteil, an dem dessen Witwe und jetzige Ehefrau von Kunz, Angela, Nießbrauchsrecht hatte, von den
Gebrüdern Griebler zu etwa 60 Mark/m². Fläche wohl 4.322 m², Preis also etwa 260.000 Mark. Das Katastermaß war laut 3) 4020 m².
Angela Kunz, verwitwete Cetto, geb. Griebler starb am 26.9.1904, ihr Mann Peter WIlhelm, genannt Heinrich Kunz starb am 7.10.1904, nur wenige Tage später..
Ich wundere mich hier, woher wohl die etwa 600-700 m² (?) der Erben Dillinger 1917 stammen, die der Richter Matthias Rech in seinen Erinnerungen erwähnt,
und wo sie einzuordnen sind:
"Gelegentlich eines Verschnittes der Erben Dillinger (die kein ½ Fuder aus ihren Doktorstöcken zusammen bekamen) kam es zu einer
Schöffensache hier, in der Kollege Winckler ein ausführliches Urteil über die Zulässigkeit des Verschnitts mit benachbarten Lagen
machte, das in II. Instanz aufgehoben, in III. bestätigt wurde."
und:
"Diesen Winter [1917-18] kam der Dillinger'sche Doktorweinberg zu öffentlicher Versteigerung. Natürlich ließ Walter Th. [Thanisch] ihn sich
entwischen und Deinhard hat ihn nun und sitzt dem Weingut Dr. Hugo Thanisch damit mitten in seiner Doktorlage."
Es handelt sich hier eventuell um die Flur 43/5 mit 600 m². Sie stammt möglicherweise auch aus der Erbauseinandersetzung Griebler 1882.
Mit den Flächen stehe ich noch erheblich auf Kriegsfuß!
Und dann ist da ja noch der Lauerburg Doctor Weinberg mit etwa 328 m²? Eventuell auch aus dem Erbe 1866 von Nicolaus Carolus Cetto. Nicolaus Lauerburg, Bäcker und 1. Beigeordneter (*25.1.1814 - †7.3.1873) war
seit dem 29.4.1847 mit Catharina Griebler (*11.8.1810 - †13.5.1871) verheiratet.
Januar 2021: Ich versuche mich nochmal an dieser Seite um sie ein wenig zu aktualisieren.
Zuerst einmal nur in Stichworten als Stoffsammlung:
-- Vor 1971:
Vor der "Lagenvereinfachung" von 1971 ff. schreibt das Thanisch Weingut: Doctor Summe: 1,4 ha; davon Thanisch : 0,6 ha; Deinhard : 0,7 ha; Lauerburg : 0,1 ha;
Na ja, ich denke Lauerburg hatte eher 0,2 ha und die Heilig-Geist-Stiftung fehlt hier auch mit etwa ??? ha.
-- 1971 - 1984
dauerte der Gerichtsstreit um die Lagenveränderungen am Bernkasteler Doctor. Damals sollte, im Rahmen des neuen deutschen Weingesetzes,
die Lage Doctor aufgebläht werden: von knapp 1,4 Hektar aufs Drei-, nach Meinung mancher sogar das Zehnfache.
Das Ergebnis nach der Lagenvereinfachung war, dass der Doctor mit dem "Graben" nach Westen erweitert wurde. Die Gesamtsumme betrug dann 3,26 ha, davon hatte Thanisch etwa 2,1 ha.
Ein Teil des deals war, dass der östliche Teil nebem dem Doctor danach "Alte Badstube am Doctorberg" genannt werden durfte.
Eigentümer der etwa 1,8 ha dort: Weingüter Erben Karl Dillinger, Dr. Pauly-Bergweiler und Wwe. Dr. H. Thanisch.
-- 1988:
Der Thanisch-Besitz wurde 1988 geteilt in die Erben Thanisch, die die schon zuvor bestehende Mitgliedschaft beim VDP Mosel (Großer Ring) fortsetzten,
und in die Erben Müller-Burggraef, die dem Bernkasteler Ring angehören.
-- November 2006:
Ab 1. Januar 2007 dürfen Weingut Geheimrat J. Wegeler und Weingut Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef die Parzellen der
Heilig-Geist-Stiftung bewirtschaften. Bei der Versteigerung ging das mit 880 Rebstöcken besetzte Areal, das 1162 m² misst, für EUR 5,50
pro m² und Jahr jetzt an Wegeler und die 1456 m² für 5,30 Euro pro m² und Jahr an Müller-Burggraef.
Es handelt sich hier um Parzelle 44, 2618 m², früher "Hinterm Graben" und seit der "Lagenvereinfachung" war sie "Bernkasteler Doctor".
-- Ende 2014:
Bis Ende 2014 hatte das Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Schloss Marienlay in Morscheid bei Trier, 600 m² des Bernkasteler Doctors vom Weingut Geheimrat J. Wegeler
in Bernkastel-Kues gepachtet.
-- Dezember 2015:
Die 2618 m², welche die Heilig-Geist-Stiftung im Bernkasteler Doctor besitzt, wurden, wie üblich in zwei Teilen à 1456 m² Richtung Bernkastel
und 1162 m² Richtung Graach, neu verpachtet. (zumindest war das die Aufteilung der Fläche in 1973 & 2006) Ab 1. Januar 2016
wird der größere Teil von Thomas Haag, (Weingut Schloss Lieser in Lieser), bewirtschaftet und der etwas kleinere Teil von Markus Molitor (Weingut Markus Molitor in Wehlen).
Die Pacht beträgt 8 Euro pro m² für den größeren Teil und 7,50 Euro pro m² für den kleineren Teil. Neun Jahre zuvor waren die entsprechenden
Preise 5,50 Euro bzw. 5,30 Euro. Alle Werte aus Zeitungsmeldungen und natürlich ohne Gewähr.
Im Übrigen betrug der Pachtpreis in 1973 für das größere Stück
an die Peter Mertes KB (Willkomm) 28,60 DM (in 1960 2,61 DM) und für das kleinere an Dr. Thanisch Müller 24,30 DM (in 1960 2,61), weil man da die spätere Einordnung in den
Bernkasteler Doctor schon vorweggenommen hat.
-- Juni 2018:
Die Peter Mertes K.G. in Bernkastel-Kues (Familie Willkomm) kauft das Weingut
Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef, Bernkastel-Kues, welches seit 2006 dem Ehepaar Barbara Rundquist-Müller und Erik Rundquist gehörte.
Somit hat die Peter Mertes K.G. also auch einen Teil des Bernkasteler Doctors.
-- September 2020:
Dass die Peter Mertes K.G. die Sektmarke Deinhard übernommen hat hat nichts mit dem Bernkasteler Doctor zu tun.
-- Winter 2020:
Soeben gelesen: 1998: Während die staatliche Stelle zum Aufdecken von Weinpanschereien (CUA Trier) bei der Mengenprüfung von Alltagsweinen
vom einem maximalen/äußersten Ertrag von 18 Fuder pro Hektar ausgeht, rechnet man bei den alten Reben des Bernkasteler Doctors
mit etwa 4-5 hl/ha = ~4-5 Fuder.
Bei einer heutigen Fläche des Doctors von 3,25 ha würde das bedeuten, dass der Gesamtertrag nicht über maximal 16-17 Fuder hinausgehen würde.
Bei der Versteigerung der 5982 m² Doctorberg des Nikolaus Karl Cetto in 1882 schrieb die Bernkasteler Zeitung, dass diese Fläche gut sei für
durchschnittlich 3 Fuder. Hochgerechnet auf die heutige Fläche wären das dann etwa 16 Fuder. Das ist also etwa stimmig.
Quellen beim Erstellen dieser Seite:
1) - Wolfgang Schieder, "Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803 - 1813",
Teil 3: Saar Departement, Boppard 1991.
2) - Dr. Helmut Prößler, "Bernkasteler Doctor, Der 'kurfürstliche' Weinberg", Deinhard & Co., Koblenz 1990.
3) - Franz Schmitt, "Bernkastel im Wandel der Zeiten", Stadt Bernkastel-Kues, 1985
4) - Richard Laufner, "Der >>Bernkasteler Doktor<< - Zur Geschichte des Weines, der Weinberglage und seiner Besitzer".
in: Kreis Bernkastel-Wittlich - Jahrbuch 1985, Seite 104, Kreisverwaltung Wittlich, 1985
5) - Prof. Dr. Wilhelm Treue, "Deinhard Erbe und Auftrag", Deinhard & Co., Koblenz 1969
6) - Für viele alte Druckerzeugnisse: Das rheinland-pfälzische Digitalisierungsportal dilibri: www.dilibri.de
7) - Für diverse Weinetiketten: Das Archiv von Helmut "TZ" Theis in Bernkastel-Kues, Graacher Straße 21.
8) - Gallica : Bibliothèque nationale de France: http://gallica.bnf.fr/?lang=DE
9) - Franz Schmitt, "Bernkastel-Kues in Vergangenheit und Gegenwart, 700 Jahre Stadt Bernkastel-Kues 1291-1991",
Stadt Bernkastel-Kues, 1991
Dr. Hugo Thanisch war zu dieser Zeit Vorsitzender des Bernkasteler Ruder-Vereins 1874 e.V. Er ruderte selbst: z.B. den neu angeschafften
Einer aus England bei der Ruderregatta des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes in Koblenz. 1874 war möglicherweise sein 2 Jahre älterer Bruder, Anton Thanisch (1851 - 1909), Gründer des Vereins.
Am 7. Dezember 1881 in Koblenz gehörte der Bernkasteler Ruder-Verein zu den Gründungsmitgliedern des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes.
Eventuell ist dies der auf der Postkarte genannte Verband. Es könnte allerdings auch der am 18. März 1883 in Köln im Gürzenich
gegründete Deutsche Ruderverband gemeint. Auch hier gehörte der Bernkasteler Verein zu den Gründungsmitgliedern.
Am 25. Juni 1884 fand in Metz eine Ruderregatta statt - es war die, welche in der obigen Karte erwähnt wurde.

Dr. Hugo Thanisch schrieb seine Dissertation "Über die Phenyltolylessigsäure" (54 Seiten, Univ.-Buchdr. Marburg) im Jahr 1877 an der Universität Marburg. Im gleichen Jahr (Juni) wurde er als Dr. H. Thanisch vorgeschlagen als außerordentliches Mitglied der Deutschen Chemischen Gesellschaft, Berlin. Er wohnte zu der Zeit in der Friedrich-Str. 2 in Koblenz. Im August 1877 wurde außerordentliches Mitglied. Am 1. Dezember 1878 wurde er ordentliches Mitglied. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt schon wieder in Bernkastel.

Der "Berncasteler Doctor" vor 1800
Kurze Vorgeschichte bis zur Säkularisation:
Nach 2) und 4) lässt sich zusammenfassen: Bis ins 17. Jahrhundert war die Adelsfamilie Cratz von Scharffenstein Besitzer des Weinbergs. Laufner spricht in 4) von dem Bernkasteler
Kellner Georg Mörtzer. Der Trierer Kurfürst und Erzbischof Philipp Christoph v. Sötern habe sich die Weinberge von diesem
um 1630 herum "einverleibt". 1652 (nach v. Söterns Tod) erhielten die Erben des Trierers Dr. iur. Johann Linden, den v. Sötern widerrechtlich mehrere Jahre einsperren ließ,
die Nutznießung als Entschädigung für das erlittene Unrecht.
1854 erscheint eine Witwe von Doctor Jacob Mörtzer (vermutlich Sohn von Georg) als Eigentümerin, dem die Weinberge offenbar zurückgegeben worden waren.
Es scheint so, als habe der Kurfürst (1652-1676) Karl Kaspar v.d. Leyen die Weinberge in Bernkastel von der Witwe Mörtzer gekauft.
Laut 2) taucht der "Doctor", der vorher Weißenstein hieß, 1736 in den von der Leyen Akten auf mit 5262 Stöck.
Die ganze Entwicklung wird teilweise sehr unterschiedlich dargestellt. Der Name Doctor wird vermutliche auf einen der Besitzer mit akademischem Titel zurückzuführen sein.
Die Größe läuft von Anfangs 4-5000 Stöck hin zu 6000 Stöck um 1720 bei dem späteren Besitzer und Kurfürst v.d. Leyen-Neffen Carl Caspar v.d. Leyen aus Koblenz.
Um 1740-55 wurden die Felsen des Weißensteins gesprengt und abgetragen. Später ist dann von etwa 10099 Stöck die Rede, als der Weinberg nach der Verstaatlichung bei der französischen Besetzung
versteigert wurde. Bei der Bepflanzung damals von etwa 1 Stock pro 0,8 m² waren das dann etwa 8000-8100 m².
Die "Berncasteler Doctor" - Neuzeit ab 1804
Am 24. Juni 1803 kaufte Anton Cetto bei der Säkularisation durch die Franzosen das vormalige
St. Barbara Kapuzinerkloster (wohl für die Stadt Berncastel) für 5025 Francs, das vorher schon von ihm für 100 Francs
gepachtet worden war.
Zum gleichen Zeitpunkt kaufte er für 11000 Francs die ehemalige kurfürstliche Kellnerei, die bis dahin
von dem ehemaligen kurfürstlichen Kellner und Amtsverwalter Dr. Georg Jacob von Bridoul für 99 Francs
gepachtet worden war.
In 1804 reiste Anton Cetto nach Paris, um den Doktorberg für die Gemeinde zu ersteigern. Da offenbar das der Gemeinde zur Verfügung
stehende Geld nicht ausreichte, ersteigerte er ihn für sich selbst. Er hatte ihn ja auch schon einige Jahre gepachtet.
Am 22. Mai 1804 kaufte er noch für 295 Francs ein Kelterhaus des Trierer Kurfürsten in Kues. Quelle: 9)
Anton Cetto war der Sohn des Jacobus Cetto aus Undenheim bei Mainz, der am 8. Februar 1774 in Bernkastel die Anna Catharina
Ames geheiratet hatte. Er wurde getauft am 31. März 1775 und war ab 1802 "maire de la ville et président du canton
de Bernkastel", also Bürgermeister (und Nachfolger von Nikolaus Friderici) und Präsident des Kantons bis 1810 und dann
wieder 1818 bis zu seinem Tod 1823.
Am 7. Juli 1807 heiratete er Susanna Karicht, die 26 Jahre alte Tochter des Ackerers Matthias Karicht und seiner Frau
Maria Anna Catharina Schimpgen. Das Paar bekam mindestens 8 Kinder, von denen aber 6 mehr oder weniger früh starben.
Zwei Söhne wurden die Erben von Anton Cetto:
Nikolaus Carolus Cetto,
geboren am 18. Januar 1817, der am 23. August 1855 Anna Maria Griebler geheiratet hat.
Otto Franciscus Cetto,
geboren am 21. März 1818, der am 28. Oktober 1856 Angela Dillinger (* 1.6.1837) geheiratet hat.
Hier ist auch erstmals von der Heilung durch den Wein die Rede, wenn auch noch ohne Namen. Die ganze Story ist dann im Laufe der Zeit
tüchtig medienwirksam weiter "präzisiert" worden.
An dieser Stelle ist eine kleine Cäsur angebracht, um einen Blick auf das Thanisch Weingut zu werfen.
Aloys Schreiber schrieb 1823 in "The Traveller's Guide down the Rhine" (Samuel Leigh, London):
"The principal wine merchants are MM. Thanisch, Cetto and Jonas. ... Inns: The Golden Grape, Three Kings."
(Das Gasthaus hieß wohl "Zum Goldenen Adler" und war auch Poststation.)
Johann Jakob Thanisch (* 1737 † 1807), verheiratet mit Catharina Ames hatte drei Söhne und drei Töchter. Ein Sohn war Johann Anton Thanisch
(getauft am 3. April 1776, † 1844). Dieser Johann Anton Thanisch kaufte laut 2) im Jahr 1813 von den Erben des Kölner Handelsmannes Pleunissen
einen Weinberg, der neben dem Doctor Weinberg des Anton Cetto lag und den Pleunissen 1780 als "im sogenannten Doctor" liegend gekauft hatte.
In 1813 wurde dieser Weinberg "Doctor hinterm Graben" genannt. Seine Größe betrug etwa 3000 Stöck, später in 1910 ist von 3254 m² die Rede.
Also dürften auch hier einige m² dazu gekommen sein, denn 3000 Stöck werden wohl in 1813 nicht viel mehr als 2800 m² gewesen sein.
Dieser Johann Anton Thanisch hatte zwei Töchter und drei Söhne - einer davon war Johann Philip Thanisch, verheiratet mit Anna Clemens. Dieses Paar hatte
drei Söhne und eine Tochter. Einer davon war Hugo Thanisch, * 3.11.1853. (Johann Philip starb 1873.)
Dieser Hugo Thanisch war der Schreiber der oben gezeigten
Postkarte. Von ihm wird weiter unten dann wieder im Zusammenhang mit dem Doctor- Weinberg die Rede sein.
Anton Cetto starb am 27. Juli 1823, seine Frau Susanna geb. Karicht, am 18. Oktober 1856. Die 1839 erstellten Flurbücher wiesen sie Eigentümerin des "Doktor"-Weinberges aus
mit einer Größe von 8000 m². Quelle: 3)
Ein Jahr vor ihrem Tod teilten seine beiden Söhnen den
Doctor Weinberg unter sich auf. Es gibt Quellen, die von jeweils etwas über 4000 m² sprechen, was dem Eintrag von 1839 entspricht.
Laut Flurbuch bei der Erbteilung 1855 hatte Nikola 5982 m² und Otto Franz 4000 m².
Die Fläche des Doctor Weinbergs betrug also nun 9982 m² zu diesem Zeitpunkt. Quelle: 2)
Mit der Thanisch Fläche des "Doctor hinterm Graben" sind wir also nun bei 13236m²
- Otto Franciscus Cetto, mit Angela Dillinger verheiratet, starb am 30.9.1863 in Bernkastel und vererbte die
Nutznießung seiner
Frau Angela auf Lebenszeit und den Besitz seinem Bruder Nicolaus Carolus oder dessen Erben nach
dem Tod Angelas.
- Nicolaus Carolus Cetto, mit Anna Maria Griebler verheiratet, starb am 2.2.1866 in Müstert, dem Heimatort
seiner Mutter) und vererbte 1866
seinen ganzen Doctorweinberg, also auch den mit der Nutznießung belasteten Teil, nein,
nicht seiner Frau Anna Maria Griebler (†17.1.1867), sondern der
von ihm sehr geschätzten angeheirateten Schwägerin
Franziska
Griebler, geb. Fischer, die mit Damian Griebler, dem Bruder seiner Frau, seit dem 8.1.1857 verheiratet war.
Damian Griebler starb am 16.12.1867.
- Franziska Griebler starb am 2.12.1873 und somit kamen
Franziskas 3 Söhne Nicolaus, Josephus und Carolus Nicolaus Griebler in den Besitz des Doctorweinberges.
- Peter WIlhelm genannt Heinrich Kunz (* 28.3.1842 Simmern), Bürgermeister von Bernkastel von 1869 - 1901, heiratet am 9.6.1871 die Witwe von Otto Franciscus Cetto, Angela, die
das Nießbrauchsrecht hatte an Otto's Doctor.
Memo:
Nikolaus Griebler (* 11.9.1857 + 1.1.1896 in Wittlich), gründete eine Brauerei in Wittlich.
Carl Griebler (*12.12.1858 + ?), war in 1906 Gerbereibesitzer in Bernkastel und
Joseph (* 6.10.1860 + 3.4.1962 in Bernkastel) blieb unverheiratet..
Im gleichen Jahr 1884, in dem die Postkarte oben geschrieben wurde, hat Dr. Hugo Thanisch die bekannte "Thanisch's Villa" am
Kueser Moselufer erbaut.
Am 5.Juni 1882 ersteigerte Dr. Hugo Thanisch bei der Versteigerung der Weinberge der
Weinkellerei Gebr. Griebler zusätzlich zu seinem dort vorhandenen Weinberg 5982 m²
der Lage Bernkasteler Doctor für 17,24 Mark pro m² -
mit Aufgeld etwas mehr als 106.000 Mark.
Dies war ein stolzer Preis für einen Weinberg.
Dennoch: Nach heutiger Kaufkraft wären dies etw 570.000 € gewesen, also 95 € pro m². Zum Vergleich: Im Kaiserstuhl mag der m² heute etwa die Häfte
kosten, in Burgund das Dreifache.
Am 25.3.1889 kauft der Bernkasteler Bürgermeister Peter Wilhelm Kunz, genannt Heinrich, den Otto Franz Cetto Anteil, an dem dessen Witwe und jetzige Ehefrau von Kunz, Angela, Nießbrauchsrecht hatte, von den
Gebrüdern Griebler zu etwa 60 Mark/m². Fläche wohl 4.322 m², Preis also etwa 260.000 Mark. Das Katastermaß war laut 3) 4020 m².
Angela Kunz, verwitwete Cetto, geb. Griebler starb am 26.9.1904, ihr Mann Peter WIlhelm, genannt Heinrich Kunz starb am 7.10.1904, nur wenige Tage später..
Ich wundere mich hier, woher wohl die etwa 600-700 m² (?) der Erben Dillinger 1917 stammen, die der Richter Matthias Rech in seinen Erinnerungen erwähnt,
und wo sie einzuordnen sind:
"Gelegentlich eines Verschnittes der Erben Dillinger (die kein ½ Fuder aus ihren Doktorstöcken zusammen bekamen) kam es zu einer
Schöffensache hier, in der Kollege Winckler ein ausführliches Urteil über die Zulässigkeit des Verschnitts mit benachbarten Lagen
machte, das in II. Instanz aufgehoben, in III. bestätigt wurde."
und:
"Diesen Winter [1917-18] kam der Dillinger'sche Doktorweinberg zu öffentlicher Versteigerung. Natürlich ließ Walter Th. [Thanisch] ihn sich
entwischen und Deinhard hat ihn nun und sitzt dem Weingut Dr. Hugo Thanisch damit mitten in seiner Doktorlage."
Es handelt sich hier eventuell um die Flur 43/5 mit 600 m². Sie stammt möglicherweise auch aus der Erbauseinandersetzung Griebler 1882.
Mit den Flächen stehe ich noch erheblich auf Kriegsfuß!
Und dann ist da ja noch der Lauerburg Doctor Weinberg mit etwa 328 m²? Eventuell auch aus dem Erbe 1866 von Nicolaus Carolus Cetto. Nicolaus Lauerburg, Bäcker und 1. Beigeordneter (*25.1.1814 - †7.3.1873) war
seit dem 29.4.1847 mit Catharina Griebler (*11.8.1810 - †13.5.1871) verheiratet.
Januar 2021: Ich versuche mich nochmal an dieser Seite um sie ein wenig zu aktualisieren.
Zuerst einmal nur in Stichworten als Stoffsammlung:
-- Vor 1971:
Vor der "Lagenvereinfachung" von 1971 ff. schreibt das Thanisch Weingut: Doctor Summe: 1,4 ha; davon Thanisch : 0,6 ha; Deinhard : 0,7 ha; Lauerburg : 0,1 ha;
Na ja, ich denke Lauerburg hatte eher 0,2 ha und die Heilig-Geist-Stiftung fehlt hier auch mit etwa ??? ha.
-- 1971 - 1984
dauerte der Gerichtsstreit um die Lagenveränderungen am Bernkasteler Doctor. Damals sollte, im Rahmen des neuen deutschen Weingesetzes,
die Lage Doctor aufgebläht werden: von knapp 1,4 Hektar aufs Drei-, nach Meinung mancher sogar das Zehnfache.
Das Ergebnis nach der Lagenvereinfachung war, dass der Doctor mit dem "Graben" nach Westen erweitert wurde. Die Gesamtsumme betrug dann 3,26 ha, davon hatte Thanisch etwa 2,1 ha.
Ein Teil des deals war, dass der östliche Teil nebem dem Doctor danach "Alte Badstube am Doctorberg" genannt werden durfte.
Eigentümer der etwa 1,8 ha dort: Weingüter Erben Karl Dillinger, Dr. Pauly-Bergweiler und Wwe. Dr. H. Thanisch.
-- 1988:
Der Thanisch-Besitz wurde 1988 geteilt in die Erben Thanisch, die die schon zuvor bestehende Mitgliedschaft beim VDP Mosel (Großer Ring) fortsetzten,
und in die Erben Müller-Burggraef, die dem Bernkasteler Ring angehören.
-- November 2006:
Ab 1. Januar 2007 dürfen Weingut Geheimrat J. Wegeler und Weingut Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef die Parzellen der
Heilig-Geist-Stiftung bewirtschaften. Bei der Versteigerung ging das mit 880 Rebstöcken besetzte Areal, das 1162 m² misst, für EUR 5,50
pro m² und Jahr jetzt an Wegeler und die 1456 m² für 5,30 Euro pro m² und Jahr an Müller-Burggraef.
Es handelt sich hier um Parzelle 44, 2618 m², früher "Hinterm Graben" und seit der "Lagenvereinfachung" war sie "Bernkasteler Doctor".
-- Ende 2014:
Bis Ende 2014 hatte das Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Schloss Marienlay in Morscheid bei Trier, 600 m² des Bernkasteler Doctors vom Weingut Geheimrat J. Wegeler
in Bernkastel-Kues gepachtet.
-- Dezember 2015:
Die 2618 m², welche die Heilig-Geist-Stiftung im Bernkasteler Doctor besitzt, wurden, wie üblich in zwei Teilen à 1456 m² Richtung Bernkastel
und 1162 m² Richtung Graach, neu verpachtet. (zumindest war das die Aufteilung der Fläche in 1973 & 2006) Ab 1. Januar 2016
wird der größere Teil von Thomas Haag, (Weingut Schloss Lieser in Lieser), bewirtschaftet und der etwas kleinere Teil von Markus Molitor (Weingut Markus Molitor in Wehlen).
Die Pacht beträgt 8 Euro pro m² für den größeren Teil und 7,50 Euro pro m² für den kleineren Teil. Neun Jahre zuvor waren die entsprechenden
Preise 5,50 Euro bzw. 5,30 Euro. Alle Werte aus Zeitungsmeldungen und natürlich ohne Gewähr.
Im Übrigen betrug der Pachtpreis in 1973 für das größere Stück
an die Peter Mertes KB (Willkomm) 28,60 DM (in 1960 2,61 DM) und für das kleinere an Dr. Thanisch Müller 24,30 DM (in 1960 2,61), weil man da die spätere Einordnung in den
Bernkasteler Doctor schon vorweggenommen hat.
-- Juni 2018:
Die Peter Mertes K.G. in Bernkastel-Kues (Familie Willkomm) kauft das Weingut
Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef, Bernkastel-Kues, welches seit 2006 dem Ehepaar Barbara Rundquist-Müller und Erik Rundquist gehörte.
Somit hat die Peter Mertes K.G. also auch einen Teil des Bernkasteler Doctors.
-- September 2020:
Dass die Peter Mertes K.G. die Sektmarke Deinhard übernommen hat hat nichts mit dem Bernkasteler Doctor zu tun.
-- Winter 2020:
Soeben gelesen: 1998: Während die staatliche Stelle zum Aufdecken von Weinpanschereien (CUA Trier) bei der Mengenprüfung von Alltagsweinen
vom einem maximalen/äußersten Ertrag von 18 Fuder pro Hektar ausgeht, rechnet man bei den alten Reben des Bernkasteler Doctors
mit etwa 4-5 hl/ha = ~4-5 Fuder.
Bei einer heutigen Fläche des Doctors von 3,25 ha würde das bedeuten, dass der Gesamtertrag nicht über maximal 16-17 Fuder hinausgehen würde.
Bei der Versteigerung der 5982 m² Doctorberg des Nikolaus Karl Cetto in 1882 schrieb die Bernkasteler Zeitung, dass diese Fläche gut sei für
durchschnittlich 3 Fuder. Hochgerechnet auf die heutige Fläche wären das dann etwa 16 Fuder. Das ist also etwa stimmig.
Quellen beim Erstellen dieser Seite:
1) - Wolfgang Schieder, "Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803 - 1813",
Teil 3: Saar Departement, Boppard 1991.
2) - Dr. Helmut Prößler, "Bernkasteler Doctor, Der 'kurfürstliche' Weinberg", Deinhard & Co., Koblenz 1990.
3) - Franz Schmitt, "Bernkastel im Wandel der Zeiten", Stadt Bernkastel-Kues, 1985
4) - Richard Laufner, "Der >>Bernkasteler Doktor<< - Zur Geschichte des Weines, der Weinberglage und seiner Besitzer".
in: Kreis Bernkastel-Wittlich - Jahrbuch 1985, Seite 104, Kreisverwaltung Wittlich, 1985
5) - Prof. Dr. Wilhelm Treue, "Deinhard Erbe und Auftrag", Deinhard & Co., Koblenz 1969
6) - Für viele alte Druckerzeugnisse: Das rheinland-pfälzische Digitalisierungsportal dilibri: www.dilibri.de
7) - Für diverse Weinetiketten: Das Archiv von Helmut "TZ" Theis in Bernkastel-Kues, Graacher Straße 21.
8) - Gallica : Bibliothèque nationale de France: http://gallica.bnf.fr/?lang=DE
9) - Franz Schmitt, "Bernkastel-Kues in Vergangenheit und Gegenwart, 700 Jahre Stadt Bernkastel-Kues 1291-1991",
Stadt Bernkastel-Kues, 1991
Am 24. Juni 1803 kaufte Anton Cetto bei der Säkularisation durch die Franzosen das vormalige
St. Barbara Kapuzinerkloster (wohl für die Stadt Berncastel) für 5025 Francs, das vorher schon von ihm für 100 Francs
gepachtet worden war.
Zum gleichen Zeitpunkt kaufte er für 11000 Francs die ehemalige kurfürstliche Kellnerei, die bis dahin
von dem ehemaligen kurfürstlichen Kellner und Amtsverwalter Dr. Georg Jacob von Bridoul für 99 Francs
gepachtet worden war.
In 1804 reiste Anton Cetto nach Paris, um den Doktorberg für die Gemeinde zu ersteigern. Da offenbar das der Gemeinde zur Verfügung stehende Geld nicht ausreichte, ersteigerte er ihn für sich selbst. Er hatte ihn ja auch schon einige Jahre gepachtet.
Am 22. Mai 1804 kaufte er noch für 295 Francs ein Kelterhaus des Trierer Kurfürsten in Kues. Quelle: 9)
Anton Cetto war der Sohn des Jacobus Cetto aus Undenheim bei Mainz, der am 8. Februar 1774 in Bernkastel die Anna Catharina
Ames geheiratet hatte. Er wurde getauft am 31. März 1775 und war ab 1802 "maire de la ville et président du canton
de Bernkastel", also Bürgermeister (und Nachfolger von Nikolaus Friderici) und Präsident des Kantons bis 1810 und dann
wieder 1818 bis zu seinem Tod 1823.
Am 7. Juli 1807 heiratete er Susanna Karicht, die 26 Jahre alte Tochter des Ackerers Matthias Karicht und seiner Frau
Maria Anna Catharina Schimpgen. Das Paar bekam mindestens 8 Kinder, von denen aber 6 mehr oder weniger früh starben.
Zwei Söhne wurden die Erben von Anton Cetto:
geboren am 18. Januar 1817, der am 23. August 1855 Anna Maria Griebler geheiratet hat.
Otto Franciscus Cetto,
geboren am 21. März 1818, der am 28. Oktober 1856 Angela Dillinger (* 1.6.1837) geheiratet hat.
Hier ist auch erstmals von der Heilung durch den Wein die Rede, wenn auch noch ohne Namen. Die ganze Story ist dann im Laufe der Zeit tüchtig medienwirksam weiter "präzisiert" worden.
Aloys Schreiber schrieb 1823 in "The Traveller's Guide down the Rhine" (Samuel Leigh, London):
"The principal wine merchants are MM. Thanisch, Cetto and Jonas. ... Inns: The Golden Grape, Three Kings."
(Das Gasthaus hieß wohl "Zum Goldenen Adler" und war auch Poststation.)
Johann Jakob Thanisch (* 1737 † 1807), verheiratet mit Catharina Ames hatte drei Söhne und drei Töchter. Ein Sohn war Johann Anton Thanisch
(getauft am 3. April 1776, † 1844). Dieser Johann Anton Thanisch kaufte laut 2) im Jahr 1813 von den Erben des Kölner Handelsmannes Pleunissen
einen Weinberg, der neben dem Doctor Weinberg des Anton Cetto lag und den Pleunissen 1780 als "im sogenannten Doctor" liegend gekauft hatte.
In 1813 wurde dieser Weinberg "Doctor hinterm Graben" genannt. Seine Größe betrug etwa 3000 Stöck, später in 1910 ist von 3254 m² die Rede.
Also dürften auch hier einige m² dazu gekommen sein, denn 3000 Stöck werden wohl in 1813 nicht viel mehr als 2800 m² gewesen sein.
Dieser Johann Anton Thanisch hatte zwei Töchter und drei Söhne - einer davon war Johann Philip Thanisch, verheiratet mit Anna Clemens. Dieses Paar hatte drei Söhne und eine Tochter. Einer davon war Hugo Thanisch, * 3.11.1853. (Johann Philip starb 1873.)
Dieser Hugo Thanisch war der Schreiber der oben gezeigten Postkarte. Von ihm wird weiter unten dann wieder im Zusammenhang mit dem Doctor- Weinberg die Rede sein.

Ein Jahr vor ihrem Tod teilten seine beiden Söhnen den Doctor Weinberg unter sich auf. Es gibt Quellen, die von jeweils etwas über 4000 m² sprechen, was dem Eintrag von 1839 entspricht.
Laut Flurbuch bei der Erbteilung 1855 hatte Nikola 5982 m² und Otto Franz 4000 m². Die Fläche des Doctor Weinbergs betrug also nun 9982 m² zu diesem Zeitpunkt. Quelle: 2)
Mit der Thanisch Fläche des "Doctor hinterm Graben" sind wir also nun bei 13236m²
- Otto Franciscus Cetto, mit Angela Dillinger verheiratet, starb am 30.9.1863 in Bernkastel und vererbte die
Nutznießung seiner Frau Angela auf Lebenszeit und den Besitz seinem Bruder Nicolaus Carolus oder dessen Erben nach
dem Tod Angelas.
- Nicolaus Carolus Cetto, mit Anna Maria Griebler verheiratet, starb am 2.2.1866 in Müstert, dem Heimatort
seiner Mutter) und vererbte 1866 seinen ganzen Doctorweinberg, also auch den mit der Nutznießung belasteten Teil, nein,
nicht seiner Frau Anna Maria Griebler (†17.1.1867), sondern der von ihm sehr geschätzten angeheirateten Schwägerin
Franziska Griebler, geb. Fischer, die mit Damian Griebler, dem Bruder seiner Frau, seit dem 8.1.1857 verheiratet war.
Damian Griebler starb am 16.12.1867.
- Franziska Griebler starb am 2.12.1873 und somit kamen
Franziskas 3 Söhne Nicolaus, Josephus und Carolus Nicolaus Griebler in den Besitz des Doctorweinberges.
- Peter WIlhelm genannt Heinrich Kunz (* 28.3.1842 Simmern), Bürgermeister von Bernkastel von 1869 - 1901, heiratet am 9.6.1871 die Witwe von Otto Franciscus Cetto, Angela, die das Nießbrauchsrecht hatte an Otto's Doctor.
Memo:
Nikolaus Griebler (* 11.9.1857 + 1.1.1896 in Wittlich), gründete eine Brauerei in Wittlich.
Carl Griebler (*12.12.1858 + ?), war in 1906 Gerbereibesitzer in Bernkastel und
Joseph (* 6.10.1860 + 3.4.1962 in Bernkastel) blieb unverheiratet..
Nikolaus Griebler (* 11.9.1857 + 1.1.1896 in Wittlich), gründete eine Brauerei in Wittlich.
Carl Griebler (*12.12.1858 + ?), war in 1906 Gerbereibesitzer in Bernkastel und
Joseph (* 6.10.1860 + 3.4.1962 in Bernkastel) blieb unverheiratet..
Im gleichen Jahr 1884, in dem die Postkarte oben geschrieben wurde, hat Dr. Hugo Thanisch die bekannte "Thanisch's Villa" am
Kueser Moselufer erbaut.
Am 5.Juni 1882 ersteigerte Dr. Hugo Thanisch bei der Versteigerung der Weinberge der
Weinkellerei Gebr. Griebler zusätzlich zu seinem dort vorhandenen Weinberg 5982 m²
der Lage Bernkasteler Doctor für 17,24 Mark pro m² -
mit Aufgeld etwas mehr als 106.000 Mark.
Dies war ein stolzer Preis für einen Weinberg.
Dennoch: Nach heutiger Kaufkraft wären dies etw 570.000 € gewesen, also 95 € pro m². Zum Vergleich: Im Kaiserstuhl mag der m² heute etwa die Häfte
kosten, in Burgund das Dreifache.


Am 25.3.1889 kauft der Bernkasteler Bürgermeister Peter Wilhelm Kunz, genannt Heinrich, den Otto Franz Cetto Anteil, an dem dessen Witwe und jetzige Ehefrau von Kunz, Angela, Nießbrauchsrecht hatte, von den
Gebrüdern Griebler zu etwa 60 Mark/m². Fläche wohl 4.322 m², Preis also etwa 260.000 Mark. Das Katastermaß war laut 3) 4020 m².
Angela Kunz, verwitwete Cetto, geb. Griebler starb am 26.9.1904, ihr Mann Peter WIlhelm, genannt Heinrich Kunz starb am 7.10.1904, nur wenige Tage später..



Ich wundere mich hier, woher wohl die etwa 600-700 m² (?) der Erben Dillinger 1917 stammen, die der Richter Matthias Rech in seinen Erinnerungen erwähnt,
und wo sie einzuordnen sind:
"Gelegentlich eines Verschnittes der Erben Dillinger (die kein ½ Fuder aus ihren Doktorstöcken zusammen bekamen) kam es zu einer
Schöffensache hier, in der Kollege Winckler ein ausführliches Urteil über die Zulässigkeit des Verschnitts mit benachbarten Lagen
machte, das in II. Instanz aufgehoben, in III. bestätigt wurde."
und:
"Diesen Winter [1917-18] kam der Dillinger'sche Doktorweinberg zu öffentlicher Versteigerung. Natürlich ließ Walter Th. [Thanisch] ihn sich
entwischen und Deinhard hat ihn nun und sitzt dem Weingut Dr. Hugo Thanisch damit mitten in seiner Doktorlage."
Es handelt sich hier eventuell um die Flur 43/5 mit 600 m². Sie stammt möglicherweise auch aus der Erbauseinandersetzung Griebler 1882.
Mit den Flächen stehe ich noch erheblich auf Kriegsfuß!
Und dann ist da ja noch der Lauerburg Doctor Weinberg mit etwa 328 m²? Eventuell auch aus dem Erbe 1866 von Nicolaus Carolus Cetto. Nicolaus Lauerburg, Bäcker und 1. Beigeordneter (*25.1.1814 - †7.3.1873) war
seit dem 29.4.1847 mit Catharina Griebler (*11.8.1810 - †13.5.1871) verheiratet.


Januar 2021: Ich versuche mich nochmal an dieser Seite um sie ein wenig zu aktualisieren.
Zuerst einmal nur in Stichworten als Stoffsammlung:
-- Vor 1971:
Vor der "Lagenvereinfachung" von 1971 ff. schreibt das Thanisch Weingut: Doctor Summe: 1,4 ha; davon Thanisch : 0,6 ha; Deinhard : 0,7 ha; Lauerburg : 0,1 ha;
Na ja, ich denke Lauerburg hatte eher 0,2 ha und die Heilig-Geist-Stiftung fehlt hier auch mit etwa ??? ha.
-- 1971 - 1984
dauerte der Gerichtsstreit um die Lagenveränderungen am Bernkasteler Doctor. Damals sollte, im Rahmen des neuen deutschen Weingesetzes,
die Lage Doctor aufgebläht werden: von knapp 1,4 Hektar aufs Drei-, nach Meinung mancher sogar das Zehnfache.
Das Ergebnis nach der Lagenvereinfachung war, dass der Doctor mit dem "Graben" nach Westen erweitert wurde. Die Gesamtsumme betrug dann 3,26 ha, davon hatte Thanisch etwa 2,1 ha.
Ein Teil des deals war, dass der östliche Teil nebem dem Doctor danach "Alte Badstube am Doctorberg" genannt werden durfte.
Eigentümer der etwa 1,8 ha dort: Weingüter Erben Karl Dillinger, Dr. Pauly-Bergweiler und Wwe. Dr. H. Thanisch.
-- 1988:
Der Thanisch-Besitz wurde 1988 geteilt in die Erben Thanisch, die die schon zuvor bestehende Mitgliedschaft beim VDP Mosel (Großer Ring) fortsetzten,
und in die Erben Müller-Burggraef, die dem Bernkasteler Ring angehören.
-- November 2006:
Ab 1. Januar 2007 dürfen Weingut Geheimrat J. Wegeler und Weingut Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef die Parzellen der
Heilig-Geist-Stiftung bewirtschaften. Bei der Versteigerung ging das mit 880 Rebstöcken besetzte Areal, das 1162 m² misst, für EUR 5,50
pro m² und Jahr jetzt an Wegeler und die 1456 m² für 5,30 Euro pro m² und Jahr an Müller-Burggraef.
Es handelt sich hier um Parzelle 44, 2618 m², früher "Hinterm Graben" und seit der "Lagenvereinfachung" war sie "Bernkasteler Doctor".
-- Ende 2014:
Bis Ende 2014 hatte das Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Schloss Marienlay in Morscheid bei Trier, 600 m² des Bernkasteler Doctors vom Weingut Geheimrat J. Wegeler
in Bernkastel-Kues gepachtet.
-- Dezember 2015:
Die 2618 m², welche die Heilig-Geist-Stiftung im Bernkasteler Doctor besitzt, wurden, wie üblich in zwei Teilen à 1456 m² Richtung Bernkastel
und 1162 m² Richtung Graach, neu verpachtet. (zumindest war das die Aufteilung der Fläche in 1973 & 2006) Ab 1. Januar 2016
wird der größere Teil von Thomas Haag, (Weingut Schloss Lieser in Lieser), bewirtschaftet und der etwas kleinere Teil von Markus Molitor (Weingut Markus Molitor in Wehlen).
Die Pacht beträgt 8 Euro pro m² für den größeren Teil und 7,50 Euro pro m² für den kleineren Teil. Neun Jahre zuvor waren die entsprechenden
Preise 5,50 Euro bzw. 5,30 Euro. Alle Werte aus Zeitungsmeldungen und natürlich ohne Gewähr.
Im Übrigen betrug der Pachtpreis in 1973 für das größere Stück
an die Peter Mertes KB (Willkomm) 28,60 DM (in 1960 2,61 DM) und für das kleinere an Dr. Thanisch Müller 24,30 DM (in 1960 2,61), weil man da die spätere Einordnung in den
Bernkasteler Doctor schon vorweggenommen hat.
-- Juni 2018:
Die Peter Mertes K.G. in Bernkastel-Kues (Familie Willkomm) kauft das Weingut
Witwe Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef, Bernkastel-Kues, welches seit 2006 dem Ehepaar Barbara Rundquist-Müller und Erik Rundquist gehörte.
Somit hat die Peter Mertes K.G. also auch einen Teil des Bernkasteler Doctors.
-- September 2020:
Dass die Peter Mertes K.G. die Sektmarke Deinhard übernommen hat hat nichts mit dem Bernkasteler Doctor zu tun.
-- Winter 2020:
Soeben gelesen: 1998: Während die staatliche Stelle zum Aufdecken von Weinpanschereien (CUA Trier) bei der Mengenprüfung von Alltagsweinen
vom einem maximalen/äußersten Ertrag von 18 Fuder pro Hektar ausgeht, rechnet man bei den alten Reben des Bernkasteler Doctors
mit etwa 4-5 hl/ha = ~4-5 Fuder.
Bei einer heutigen Fläche des Doctors von 3,25 ha würde das bedeuten, dass der Gesamtertrag nicht über maximal 16-17 Fuder hinausgehen würde.
Bei der Versteigerung der 5982 m² Doctorberg des Nikolaus Karl Cetto in 1882 schrieb die Bernkasteler Zeitung, dass diese Fläche gut sei für
durchschnittlich 3 Fuder. Hochgerechnet auf die heutige Fläche wären das dann etwa 16 Fuder. Das ist also etwa stimmig.

