Hier ist oft nur schwer oder gar nicht feststellbar, zu welchem Jahr die Ansichtskarten oder private Bilder, die auf Ansichtskartenpappe kopiert wurden, gehören. Ich habe deshalb viele Bilder einfach nur nach dem Bildthema einsortiert ohne Rücksicht auf das Jahr. Es geht hier ja auch weniger um das Wasser als um die sonst eher selten fotografierten Gebäude & Stadtteile. Das ist alles auch schon etwa 100 Jahre her und sehr vieles (eher alles) sieht für unsere heutigen Verhältnisse ja sehr ärmlich aus.

Hochwasser 1910 -1918 und 1919 laut Bemerkungen auf den Bildern

Bilder aus den 1920ern.
Der 15. Januar 1920 war auch der Tag, an dem das Hochwasser einem fehlerhaft gebauten Pfeiler der Wehlener Brücke den Garaus machte und die ganze Betonbrücke zum Einsturz brachte. -- Bildquelle: www.wehlen.de
Aus der Bernkasteler Zeitung von etwa 20. Januar 1920:
In der Nacht zum Sonntag, dem 11. Januar 1920 - ein Tag nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von
Versailles - setzte das Anschwellen der Mosel ein. ……. Die Mosel stieg am Sonntag um etwa 3 Meter und
stündlich um 10 Zentimeter weiter. Die Mosetalbahn konnte ihren Betrieb von Sonntagmittag an nur
streckenweise durchführen, während die Staatsbahn am Montag früh nur bis Lieser durchkam und wieder
umkehren musste. Der Verkehr beider Bahnen wurde alsdann am Montag völlig eingestellt.
Bernkasteler Zeitung:
In Cues standen zur gleichen Zeit die Wassermassen rings um die Villa Dr. Thanisch bis zum Hause des Weingutsbesitzers Fr. W. Erz.
Sehr bös mitgenommen sind die Häuser im Stadtteil Cues und auch die neuen Reihenhäuser am Gestade, in denen das Wasser stellenweise meterhoch die Wohngeschosse überflutete. In den Gendarmeriehäuschen stand es fast bis zur Decke. Am Pulverturm reichte das Wasser bis zur Bahnlinie heran. Am Cueser Hafen war ein Häuschen über den Dachrand hinaus ins Wasser gezogen.

Aus der Bernkasteler Zeitung von etwa 20. Januar 1920:
Bis Dienstag ging das Wasser um etwa 50 cm zurück um dann in der Nacht auf Mittwoch erneut zu wachsen. Dazu brach in der gleichen Nacht der
Tiefenbach bei der Buchhandlung Engel aus seinem Bett und reißend stürzten sich die Wassermassen durch die Alte Römerstraße in die Mosel- und
Schwanenstraße. Die verschiedentlich gehegte Befürchtung, dass durch den Druck des Wassers die über dem Bachbett liegende Straße aufgeworfen werde,
trat glücklicherweise nicht ein. Am Mittwochnachmittag 2 Uhr standen die schmutzig gelben Fluten am Gestade bis zum Kaufhaus Astor, zu beiden
Seiten der Kirche bis zur letzten Stufe des Seitenportals, in der Schanzstraße bis zum Katholischen Vereinshaus. Die Kaiserstraße war vom
Britannieneck bis zur Gastwirtschaft Binz und Franz Julius Thomas überschwemmt. Unter Benutzung eines Rollfuhrwagens wurde zur Aufrechterhaltung
des Verkehrs ein Notsteg errichtet.
Diese drei Bilder oben zeigen, wie schwierig es ist, die verschiednenen Hochwasserereignisse auseinander zu halten. Die Aufnahmen hier stammen ganz sicher aus drei verschiedenen Jahren. Evtl. 1910 - 1919/20 - 1924/25 ? Wer weiß.
Der Tiefenbach war schon weiter oben aufgebrochen und nicht bei Engel, wie die Zeitung schrieb.
Bernkasteler Zeitung:
Am Mittwochnachmittag 3 Uhr ging die Meldung ein, dass die Mosel in weiterem sehr raschem Steigen begriffen sei und in der Tat nahm das
Hochwasser während der Nacht vom 14. auf den 15. Januar eine solche Ausdehnung an, dass am Donnerstag früh der Stand vom Jahre 1882 um etwa
40 cm überschritten war. Die ganze Unterstadt stand bis zur Römerstraße unter Wasser. Kirchhofstraße, Moselstraße, Schwanenstraße, Alte Römerstraße,
Kaiserstraße, Markt konnten nur mittels Nachen erreicht werden. Für den Verkehr von der Brücke her boten die Wassermassen an der Kirche, beim
Geschäft von Theis und am Kriegerdenkmal halt. In der Kaiserstraße fuhr dauernd ein Boot über die etwa 25 Meter lange Wasserstrecke nach dem
Markt, als einzige Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen. Die Karlstraße war zu einer lebhaften Verkehrsstraße geworden, denn über dieselbe
wickelte sich der Verkehr nach den Mosel aufwärts liegenden Orten ab. Die Post hatte in der Rathausschenke einen Notbetrieb eingerichtet, da
selbst in den hochgelegenen Räumen des Postamtes das Wasser stand. Der Verkehr mit der Außenwelt war nur über Morbach oder über das Cueser
Plateau mittels Wagen oder zu Fuß nach Wengerohr möglich.
Bernkasteler Zeitung:
Die Andeler Chaussee war stellenweise über 2 Meter hoch überschwemmt; ebenso die ganze Straße von Bernkastel nach Graach. Von Augenzeugen wird uns berichtet, dass unter den vielen Gegenständen, die die reißenden Fluten mit sich trieben, verschiedentlich hölzerne Grabkreuze zu sehen waren. Die Wassermassen müssen demnach irgendwo einen Friedhof durchwühlt haben. Auch ein Postkarren kam durch die Brücke getrieben, der vom Notsteg des hiesigen Postamtes abgetrieben wurde. Ganze Wagen konnte man manchmal in den Fluten schwimmen sehen. Gestern früh um 7 Uhr ging das Wasser ganz allmählich zurück, nachdem es seinen höchsten Stand mit 8,52 Meter erreicht hatte. …….
In der Alten Römerstraße liegt der Schwemmsand 50 bis 60 cm hoch. Das Bachgewölbe ist ebenfalls noch hoch mit Schutt angefüllt, so dass sich der Tiefenbach noch teilweise überirdisch Ausweg sucht.
Nur die Hochwässer von 1651 (+90 cm), 1672 (+40 cm) und 1740 (+40 cm) waren höher als dieses Hochwasser, das aber 40 cm höher als das von 1882.
Hochwasser 1924/25/26

Zur Abwechslung: Niedrigwasser 1921.
Der niedrigste bekannte Wasserstand der Mosel wurde am 28.07.1921 gemessen: Ein Pegelstand von NNW 0,47 m machte es möglich, die Mosel zu Fuß zu überqueren.
Dafür war der Wein gut wegen der vielen Sonne in dem Jahr.
